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Synonyme: Gallenblasenkarzinom, Gallengangskarzinom, Tumoren der Gallenwege
Tumoren der Gallenwege und der Gallenblase finden sich insgesamt relativ selten. Am häufigsten erkranken die 60-70 Jährigen, wobei Tumoren der Gallenwege beim Mann etwas häufiger sind Tumoren der Gallenblase bei der Frau. Häufig findet sich die Erkrankung im Zusammenhang mit Gallensteinen und chronischen Gallenblasenentzündungen. Vor allem die auf Grund der chronischen Entzündung entstehenden Wandverkalkungen in der Gallenblase, die dann auch Porzellangallenblase genannt wird, gelten als Risikofaktor für das Auftreten eines Gallenblasentumors.
Die Tumoren finden sich an ganz unterschiedlichen Stellen der Gallenwege, wobei sich die einzelnen Formen in der Art der Symptome wie auch in der Metastasenbildung unterscheiden können.
Vor allem Tumoren im Bereich der Einmündung des Hauptgallengangs in den Dünndarm führen relativ schnell zu einer Gelbsucht, weil dann der ungehinderte Gallenabfluss in den Dünndarm nicht mehr gewährleistet ist. Diese Tumoren sind einer Operation einfacher zugänglich als zum Beispiel Tumoren des Lebergallenganges und haben deshalb eine bessere Prognose.
Tumoren der Lebergallengänge, so genannte Klatskin-Tumoren, wachsen zwar meist langsam und metastasieren erst spät im Verlauf der Erkrankung, sie sind aber auf Grund ihrer Lage schwer zu operieren.
Die Gallenblase ist ein birnenförmiges Organ, welches sich an der Unterfläche der Leber befindet und die Leber mit dem Zwölffingerdarm verbindet. Der Lebergallengang verbindet sich in seinem Verlauf mit dem Gallenblasengang. Die Galle aus Leber und Gallenblase wird nach Vereinigung der beiden Gänge im Hauptgallengang, dem so genannten Ductus choledochus, in den Dünndarm geleitet. Kurz vor der Einmündungsstelle in den Darm schliesst sich normalerweise zusätzlich der Gang der Bauchspeicheldrüse dem Hauptgallengang an.
Täglich werden bis zu 1.5 Liter Galle produziert, die von der Leber in die Gallenblase fliesst, dort eingedickt und gespeichert wird. Bei Nahrungsaufnahme entleert sich die in der Gallenblase gespeicherte Flüssigkeit über den Hauptgallengang in den Dünndarm, wo sie auf die zuvor aufgenommene Nahrung trifft. Die in der Galle enthaltenen Gallensäuren sind wichtiger Bestandteil der Fettverdauung. Sie sorgen für die Aufnahme von Fetten aus der Nahrung, indem sie deren Transport über die Wand des Dünndarms in die Blutbahn ermöglichen. Die Galle enthält zusätzlich zu den Gallensäuren den Gallenfarbstoff Bilirubin, ein Abbauprodukt des Blutfarbstoffes Hämoglobin. Besteht eine Abflussstörung der Galle in den Dünndarm, kommt es in Folge des Gallenstaus zu einer Gelbsucht.
Die Beschwerden beim Vorliegen eines Gallenblasentumors treten meist erst spät im Krankheitsverlauf auf und die Tumoren werden deshalb oft erst in fortgeschrittenem Stadium entdeckt. Zu den auftretenden Beschwerden gehören häufig unspezifische Oberbauchschmerzen sowie ein ungewollter Gewichtsverlust.
Befindet sich der Tumor in einem der Gallengänge, führt dies nicht selten zum Auftreten einer Gelbsucht, da der Tumor den betroffenen Gallengang verschliessen und dadurch einen Rückstau der Galle verursachen kann.
Zeichen dafür sind die gelblich verfärbte Bindehaut der Augen sowie eine Gelbfärbung der übrigen Körperhaut. Durch die Ansammlung der Stoffe, welche über die Galle ausgeschieden werden sollten, entsteht einerseits ein quälender Juckreiz der Haut und anderseits werden sie vermehrt über die Nieren ausgeschieden, was zu einer auffälligen Braunfärbung des Urins führt.
Die ärztliche Untersuchung beginnt mit einer Befragung über aufgetretene Beschwerden sowie einer körperlichen Untersuchung. Besonders geachtet wird dabei auf die eventuell durch die Bauchdecke tastbare Vergrösserung der Gallenblase.
Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung des Bauches kann daraufhin die Gallenblase und die umliegende Region sichtbar gemacht werden. Hinweisende Faktoren auf ein Krebsleiden in dieser Region sind eine Vergrösserung des Organs, das Vorhandensein von Gallensteinen sowie Verkalkungen der Gallenblasenwand.
In der Magnetresonanz-Cholangiopankreatikographie (MRCP) können durch eine schonende Untersuchung ohne Röntgenstrahlen speziell die Gallengänge sowie die Blutgefässe dargestellt werden.
Eine weitere Spezialuntersuchung ist die so genannte endoskopische retrograde Cholangio-Pankreatikographie (ERCP). Hierbei wird ein Instrument mit einer kleinen Kamera und Lichtquelle, das in der Fachsprache Endoskop genannt wird, durch den Mund bis zur Einmündungsstelle des Bauchspeicheldrüsen- und Gallenganges vorgeschoben. Danach kann der Arzt ein Röntgenkontrastmittel in die Gänge einspritzen, was dann auf dem Röntgenfilm eine genaue Beurteilung über Engstellen und Abbrüche im Gangsystem ermöglicht.
Zusätzlich ermöglicht diese Untersuchung die Entnahme von Gewebeproben, die später unter dem Mikroskop untersucht werden und Hinweise auf die Art des Tumors liefern können.
Das ERCP hat nicht nur eine für die Diagnose wichtige Funktion, sondern ermöglicht gleichzeitig auch therapeutische Eingriffe. Mit speziellen mikrochirurgischen Instrumenten können eventuell vorhandene Engstellen des Gangsystems mit einem Ballon aufgedehnt oder die Einmündungsstelle des Gallenganges in den Dünndarm durch einen Schnitt erweitert werden.
Die Therapie zielt immer auf die vollständige Entfernung des Tumores sowie der zusätzlich befallenen Strukturen ab. Dabei werden bei der Operation die Gallenblase sowie oft auch Teile der Leber entfernt. Da viele Tumoren aber erst spät entdeckt werden, ist dies nicht immer möglich. Vor allem Klatskin-Tumoren der Lebergallengänge sind einer Operation auf Grund ihrer Nähe zur Leber nur schwer zugänglich. In diesem Fall ist eine so genannte Teilresektion, das heisst eine Teilentfernung der Leber oder die vollständige Lebertransplantation in Erwägung zu ziehen.
Ist eine vollständige Entfernung des Tumors auf Grund seiner Grösse oder Lokalisation nicht mehr möglich, können nur noch die Symptome bekämpft werden. Dabei wird die sich anstauende Galle mit so genannten Kathetern, welche in einer Operation eingelegt werden, von der Leber zum Dünndarm abgeleitet.
Diese Behandlung lindert jedoch nur die Krankheitssymptome und kann nicht zur Heilung der Betroffenen beitragen. Patienten, bei denen der Tumor durch die Operation nicht vollständig entfernt werden konnte, haben deshalb eine schlechte Lebenserwartung.
Die beste Prognose haben die Patienten, bei denen der Gallengangstumor an der Einmündungsstelle in den Dünndarm liegt, da dieser meist relativ früh entdeckt und dementsprechend besser therapiert werden kann.
Autor/in: | Dr. med. Sibylle Krämer, Ärztin | |
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Editor/in: | Dr. med. Urspeter Knecht, Arzt | |
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ICD-10: | C23, C24 | |
Zuletzt geändert: | 04.11.2016 | Zum Seitenanfang |
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